SAMASTHITI
Samasthitiist die Grundhaltung, von der aus im Full – Vinyasa alleāsanas beginnen und enden.
Das Wort „Samāsthitih“ ist die imperativ Form vom Verb „samāsthā“ (aufrecht-stehen) und die AnsageSamasthiti bedeutet eben die Aufforderung, diese aufrechte Haltung einzunehmen.
Sri K. Patthabi Jois beschreibtSamasthitiin der Yoga Mala im Zusammenhang mit
Sūrya Namaskāra Afolgendermaßen: „Um anzufangen, bringe die Beine zusammen, wobei sich die Fersen und große Zehen berühren. Hebe die Brust, senke leicht den Kopf und stehe aufrecht mit Blick auf die Nasenspitze. Dies wird Samasthiti genannt, was so viel bedeutet wie in einer geraden Linie stehen.“(Sri K. Pattabhi Jois, Yoga Mala, New York 2010, S.43, Übersetzung: Ausbildungsgruppe 9)
Wenn man bedenkt, dass in der ersten Serie im Full – Vinyasa Samasthitiinsgesamt 67 mal eingenommen wird, ist klar, wie wichtig die korrekte Ausführung dieser Position ist.
Außerdem kommt Samasthiti als einem guten, im Sinne von physiologisch richtigen Stand evolutionsgeschichtlich eine besondere Bedeutung zu, da der Mensch durch seine aufrechte Körperhaltung einen hohen Körperschwerpunkt und im Verhältnis dazu eine recht kleine Basis, nämlich zwei Füße aufweist.
Füße
Alignment:
Das gesamte Körpergewicht verteilt sich gleichmäßig auf drei Punkten:
Auf der Mitte der Ferse, auf den Großzehenballen zwischen Metatarsale I und II und den Kleinzehenballen zwischen Metatarsale IV und V.
Mögliche Abweichungen dieser Gewichtsverteilung haben Einfluss auf die gesamte Körperstatik.
Die Fußgewölbe sind mäßig aktiviert.
Fehlstellungen:
– abgeflachtes oder erhöhtes Quer- und Längsgewölbe
– Pronations- oder Supinationsstellung (Knick-, Senk-, Spreiz- oder Hohlfuß)
– Krallenzehen
– Hallux valgus
Knie
Alignment:
mäßig gestreckt
Fehlstellungen:
– Hyperextension
– Varus- oder Valgusstellung (O – oder X – Beine)
Becken und Hüfte
Alignment:
physiologische Beckenkippung, d.h. minimal nach vorne gekippt (siehe Wirbelsäule) leichte Hüftinnenrotation
Leichte Kontraktion eines Teils des Beckenbodens (Musculus sphincter ani) durch Halten von mula bandha
Fehlstellungen:
– Beide Beine oder ein Bein nach außen rotiert
– Becken entweder vorgeschoben oder zu stark gekippt durch unphysiologische Wirbelsäulenkrümmung
Wirbelsäule
Alignment:
leichte axiale Extension, in der die Doppel S – Form , also alle natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule, erhalten bleibt.
Steißbein, Kreuzbein in Kyphose
Lendenwirbelsäule in Lordose
Brustwirbelsäule in Kyphose
Halswirbelsäule in Lordose
Die Haltefunktion entsteht vor allem durch das Zusammenspiel der autochthonen Rückenmuskeln (Musculus erector spinae) und der Bauchmuskeln ( Musculus transversus abdominis, Musculus obliquus internus und externus abdominis, sowie Musculus rectus abdominis) durch den Einsatz von uddiyana bandha
Bei Frauen ist das Kreuzbein etwas steiler nach vorne geneigt, wodurch mehr Raum im Becken entsteht.
Fehlstellungen:
– alle Abweichungen dieser physiologischen Krümmungen
– Skoliose
Schultern und Arme
Alignment:
in der medialen Frontalebene; Arme liegen am Körper an
Fehlstellungen:
– Hyper – und Hypotonien in Schulter und Nackenmuskulatur durch unphysiologische Gelenkstellungen. Daraus resultierend Abnutzungserscheinungen und Schmerzen.
– Impingement – Syndrom
– HWS – Syndrom
Hände und Finger
Alignment:
Die Handflächen zeigen zum Körper; die Finger sind leicht gestreckt
Fehlstellungen:
– Handflächen zeigen nach hinten
– überstreckte Finger
Kopf
Alignment:
Der Kopf ist in der physiologischen Neutralstellung.
Fehlstellungen:
Alle Abweichungen, wie vorgeschobenes Kinn, Schiefhals
Wie aufgezeigt wurde, lassen sich viele Fehlstellungen bereits gut in Samasthiti erkennen. Daher empfiehlt es sich in der therapeutischen Arbeit im Ashtanga Yoga, besonderes Augenmerk auf die korrekte Ausführung dieser Position zu legen.
Ausbildungsklasse 9 der Ashtangayoga Werkstatt Köln, Januar 2015